In den vergangenen Wochen handelte das Institutskolloquium "Problematisierungen des Selbst: Der eigene Alltag in audio-visuellen Medien" von dem filmendem und dem gefilmten Selbst. In dieser Sitzung geht es um ein Beispiel für das autobiographische Selbst im Dokumentarfilm.
Am 27. Mai haben Studierende und Kolleg*innen mit der Filmemacherin Biene Pilavcı über ihren Film „Alleine Tanzen“ (2012) gesprochen. Pilavci setzt in diesem Film auf die ambivalente Macht der Kamera, um ihre traumatische Familiengeschichte zu begreifen. Der erfolgreich bei zahlreichen Festivals präsentierte Film ist eine Collage aus home videos, vorgelesenen Tagebucheinträgen, vorsichtigen Wiederbegegnungen, filmisch provozierten Ausnahmesituationen, Selbstzweifeln und Zweifeln an der Wirkmacht dieses Wagnisses.
Das autobiographische Selbst entsteht hier nicht allein aus der filmischen Rekonstruktion familiärer Ereignisse und Beziehungen, sondern auch durch die unmittelbare und zukünftige Wirkung auf das Gefüge Familie.
Kann der starke Eindruck, den der Film hinterlässt, auch die Reproduktion von Stereotypen verhindern? Was bedeutet das in den Kulturwissenschaften umstrittene Konzept der Authentizität für die Filmemacherin? Biene Pilavcı hat uns ihre riskanten gestalterischen Entscheidungen erklärt, mit denen sie das Gewaltpotenzial von Familie thematisiert und sich bzw. uns mit diesem realen Problem konnfrontiert.
Film und Diskussion sind ab jetzt hier zu sehen.
Institutskolloquium online
Organisation/Konzept: Alexa Färber, Işıl Karataş
- "Das zögerliche Selbst", Torsten Näser (Göttingen)
- "Weben mit dem Stift" (2020), Sara Arnsteiner
- Diskussion mit Sara Arnsteiner, "Weben mit dem Stift" (2020)
- "Thrift, TV and the Self", Aneta Podkalicka (Melbourne) und Silke Meyer (Innsbruck)
- "La place de Blaha Lujza" (2017), Antonin Blanc
- "Kommodifizierte Subjekte, fluide Identitäten", Susanne Witzgall (Akademie der Bildenden Künste München)
- „Alleine Tanzen“ (2012), Biene Pilavcı
- "Self and Other Through a Lens", Paolo Favero
- "The Dead are Still Alive", Ingo Zechner