Institutskolloquium online

Vortrag von Dania Achermann

Am Donnerstag, 07.04.2022 findet im Rahmen des Institutskolloquiums "Wetter/Wissen: Kulturanalytische Perspektiven auf Zustände der Atmosphäre" folgender Vortrag statt:

Dania Achermann: Wetter und Klima zwischen gewollter und ungewollter Beeinflussung: Ein wissenschaftshistorischer Blick auf lokale Bedürfnisse und globale Politik im 20. Jahrhundert (ZOOM)

Abstract

An einem Nachmittag im Sommer der 1960er Jahre zieht am Himmel über Oberbayern ein Gewitter auf. Ein lokaler Obstbauer eilt hinaus und zündet mehrere Raketen, die mit je einer Ladung Silberjodid gefüllt ist. Er hofft, damit seine Obstfelder vor Hagelschäden schützen zu können. Zur gleichen Zeit entwirft das US Militär den Plan, die Sowjetunion auszudörren und den Ho-Chi-Minh-Pfad in Laos in einen Sumpf zu verwandeln, um so schließlich den Kalten Krieg zu gewinnen. Derweil lassen ein paar US-amerikanische Wissenschaftler mitten in der grönländischen Eiswüste ihre Whiskylikörgläser klirren. Sie stoßen auf die Sensation an, dass es ihnen gelang, 100.000-jähriges Eis aus 1350 Meter Tiefe zu bohren. Wenig später finden die ersten großen Weltklimakonferenzen statt, um das Problem des globalen Klimawandels zu diskutieren.

Alle diese Begebenheiten drehten sich um wissenschaftliche Erkenntnisse zur gewollten oder ungewollten Beeinflussung der Atmosphäre, bezogen sich aber auf ganz unterschiedliche räumliche Maßstäbe (lokal, transnational, global). Ausgehend von lokalen Bemühungen um Wetterbeeinflussung in Süddeutschland, werde ich in diesem wissenschaftshistorischen Vortrag aufzeigen, in welcher Beziehung bayerische Lokalpolitik, amerikanische Militärtechnologie und globale Klimaforschung standen, und wie sich im Laufe des 20. Jahrhunderts das Verständnis von „Klima“ sowie das Verhältnis zwischen „Wetter“ und „Klima“ verändert hat.

Dania Achermann ist Juniorprofessorin für Historische Wissenschafts- und Technikforschung an der Bergischen Universität Wuppertal. Sie studierte Geschichte und Geographie an der Universität Zürich und wurde 2014 an der Ludwig-Maximilians-Universität München und an der Aarhus University in Dänemark promoviert. Ihr Forschungsinteresse konzentriert sich auf die Wissenschafts- und Technikgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, insbesondere die Geschichte der Atmosphären- und Klimawissenschaften sowie die Gletscher-, Eis- und Schneeforschung. Zur Zeit leitet sie an der Universität Bern ein Projekt zur Geschichte der Eisbohrkernforschung, das vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert wird.

Wir laden herzlich dazu ein, am Donnerstag, 07.04.2022 um 17:00 Uhr online beizuwohnen: