Ausflug nach Marienthal
Geschichte, Kultur und Politik in einer Industriegemeinde
Geführte Exkursion nach Gramatneusiedl mit Mag. Thomas Reithmayer
-- offen für Studierende jeglichen Semesters --
Anmeldung bei Manuel Liebig
Die ehemalige Fabrikssiedlung Marienthal in der niederösterreichischen Gemeinde Gramatneusiedl im Industrieviertel wird, wie kaum ein anderer Ort, mit dem Begriff der Arbeitslosigkeit assoziiert. Als die örtliche Textilfabrik im Jahre 1929 schloss, war mit einem Schlag knapp drei Viertel der Bevölkerung arbeitslos und blieb es auch weitgehend über die folgenden Jahre hinaus. 1932 kam eine Gruppe junger Sozialforscher_innen in die Ortschaft, um zu untersuchen, wie sich das Alltagsleben einer sozialen Gemeinschaft unter den Bedingungen langanhaltender Arbeitslosigkeit verändert hat. Die daraufhin entstandene Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal" wurde daraufhin zu einem der Gründungsdokumente empirischer Sozialforschung in Österreich und wurde vor allem international stark rezipiert.
Neben der Studie, die methodologisch bahnbrechend wirkte, gilt der Fokus im Rahmen des Ausflugs mit Mag. Thomas Reithmayer, der selbst in der Nachbargemeinde aufwuchs und dessen Familie in der Studie involviert war, vor allem der soziokulturellen, ökonomischen und politischen Geschichte der Gemeinde seit dem Einsetzen der Industrialisierung im frühen 19. Jahrhundert bis in unsere Tage. Diese wird anhand mehrerer Stationen quasi "erwandert" und somit handgreiflich nachvollziehbar. Abgerundet wird der Tag durch die Besichtigung der ehemaligen Arbeiter_innenkolonie samt dazugehörigem Museum.
In der Geschichte des Ortes spiegeln sich Themen wie Arbeitslosigkeit, aktives Gemeinwesen und der Wandel der Arbeitswelt, wie wir sie heute in Krisendiskursen und gesellschaftspolitischen Aushandlungen wieder vorfinden.
Gefördert vom Dekanat der Historisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät