Tagungsbericht

Überfällig – Überflüssig

32. dgv-Studierendentagung

Wien, 30.05.-02.06.19

 

Unter dem Titel „Überfällig – Überflüssig“ fand die 32. dgv-Studierendentagung vom 30. Mai bis 2. Juni 2019 in Wien statt. Genau zwölf Jahre nach der letzten dgv-Studierendentagung in Wien – und dem Entstehungszeitpunkt des Tagungskoffers (s. u.) – durften wir dieses Mal insgesamt 165 Leute am Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien willkommen heißen.

Studierende aus Augsburg, Basel, Bonn, Dortmund, Freiburg, Fulda, Göttingen, Graz, Hamburg, Innsbruck, Jena, Kiel, Köln, Mainz, Marburg, Münster, Regensburg, Tübingen und Würzburg reisten zur Tagung nach Wien an. Es war ein schönes Erlebnis, gemeinsam mit so vielen Menschen Perspektiven, Diskurse, Praktiken, Methoden, mögliche Forschungsfelder, aber auch Grenzen und Ambivalenzen im Fach beziehungsweise um das Fach zu erkunden, zu diskutieren und zu hinterfragen.

In unterschiedlichen Formaten wie zum Beispiel Workshops, Werkstattgesprächen oder Vorträgen wurden vielfältige Themen rund um das Tagungsmotto „Überfällig – Überflüssig“ behandelt. Das Tagungscafé während der Anmeldung, der Grillabend zur Eröffnung sowie der gemeinsame Partyabend im Lokal Weberknecht boten weitere Möglichkeiten, einander kennenzulernen und sich auszutauschen.
Das zeigt die Wichtigkeit und das Potenzial von Studierendentagungen auf: namentlich einen Rahmen zu schaffen, in dem sich Studierende zwanglos austauschen und ohne Leistungsdruck ausprobieren können – sei es als Vortragende, Zuhörende und/oder Mitdiskutierende.

Ein Jahr lang – seit der Wahlentscheidung zugunsten des Austragungsortes Wien – bereitete das Tagungsteam die Veranstaltung vor. Neben der generellen Entwicklung eines Tagungskonzepts und des Verfassens eines Call for papers mussten weitere Angelegenheiten geplant werden, beispielsweise die Förderung und Finanzierung, die Informationsverteilung, die Räumlichkeiten und Unterkünfte, die Ausstattung, die Spendenakquise, die Logistik und die Verpflegung. Auch bedurfte es während der Tagung selbst des engagierten Einsatzes des gesamten Tagungsteams, damit die Veranstaltung gelang.

Die Auftaktveranstaltung am 30. Mai fand in einer ehemaligen Sargfabrik, die heute das Kulturzentrum F23.wir.fabriken im 23. Bezirk beherbergt, statt. Nach der Begrüßung durch das Organisationsteam und die Institutsvorständin Prof. Dr. Brigitta Schmidt-Lauber folgte der Eröffnungsvortrag von ao. Univ.-Prof. Dr. Klara Löffler. Die Tagungsbeiträge wurden am darauffolgenden Freitag und Samstag in zwei parallel verlaufenden Blöcken gehalten. Zusätzlich fanden die Wahl der studentischen Vertretung der dgv und zwei Einführungskurse zur Datenbank EVIFA statt.

Inhaltlich näherten sich die Vortragenden in ihren Beiträgen aus unterschiedlichen Blickwinkeln dem Tagungsthema "Überfällig - Überflüssig an. Neben Diskursen über Burschenschaftsdenkmäler, Soja, „guten“ und „schlechten“ Räume und dem Feminismus in der Öffentlichkeit wurden Aushandlungen von „Hilfe“ und „Bedürftigkeit“ diskutiert. In den Workshops wurden Fragen zur Rolle von Identitäten, Frauenbildern in DDR-Dokus ebenso behandelt wie die Verquickung von Geschlecht und Sprache.

Methodologische und perspektivische Inspirationen kamen in diversen Vorträgen und Impulsreferaten zum Vorschein, sei es in Form von anarchistischer Anthropologie, ethnographischen Spielen, Dick-Pics, Slow Fashion oder der Reflexion des Potenzials studentisch organisierter Seminare. Auch fachliche Fragen wurden durch Beiträge aufgeworfen, die einerseits den Umgang mit alten Archivbeständen, andererseits die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Fachgeschichte betrafen.

Die sich als Konsequenz ergebende Debatte zur Umbenennung der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde wurde von einem Diskussionsplakat und der Erstellung eines Stimmungsbildes begleitet, welche beide das Interesse an einer tiefergehenden Auseinandersetzung verdeutlichen. Am Sonntag, den 2. Juni, dem Abschlusstag der 32. dgv-Studierendentagung, wählten die Teilnehmenden den nächsten Austragungsort.

Das Tagungsteam freut sich über die rege Teilnahme und das überaus positive Feedback. Es empfand die vier gemeinsamen Tag als weder überfällig noch überflüssig, sondern als wundervoll anregend, und dankt allen, die die Tagung unterstützten und besuchten.

 

Bis zur nächsten dgv-Studierendentagung:
Der Tagungskoffer ist nun auf dem Weg nach Hamburg!

 


Das Organisationsteam bestand aus Astrid Pohl, Caroline Böhm, Edith Schnöll, Lilith Huber, Maren Sacherer, Maria Prchal, Sarah Bergbauer, Sarah Wallraff, Tabea Christa und Tabea Söregi.


Call for Paper auf KUWINET (Link)


Zum Tagungsprogramm (Link)


Beim Tagungskoffer handelt es sich um ein „mobiles Mikro-Museum“, welches seit 2007 als Wanderpreis von Austragungsort zu Austragungsort der Studierendentagung weitergereicht wird. Was darin enthalten ist, erfahren nur die Organisationsgruppen.

Vgl. Laura Hompesch/Martin Jonas/Judith Punz/Anna Stoffregen (Hg.): Aus dem Tagungskoffer. Reflexionen einer Studierendentagung (= Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Ethnologie der Universität Wien, 33). Wien 2009, S. 13.

 

 

Das Tagungsteam. © 2019, Lilith Huber.