Defensio Sally Riedel

Am 24. Juni 2024 um 17:00 Uhr findet die Defensio der Dissertation von Sally Riedel im Seminarraum 2, 4. Stock am Institut statt.

Am 24. Juni 2024 um 17:00 Uhr findet die Defensio der Dissertation "Schwarze Muslimische Räume. Zwischen Othering und Acts of Citizenship" von Sally Riedel im Seminarraum 2, 4. Stock, am Institut statt: herzlich Willkommen! 

Abstract:

Schwarze Menschen werden in Deutschland und weltweit selten mit dem Islam in Verbindung gebracht. Das lässt sich mit den stereotypen und einseitigen Islam- und Muslimbildern in der westlichen Welt erklären, die die Heterogenität innerhalb einer muslimischen Gemeinschaft verkennen (vgl. Spielhaus 2011: 26). Hinzu kommt ein kolonialhistorisch geprägter Afrikadiskurs in Deutschland, basierend auf Unwissenheit, Desinteresse und diskursiver Macht von Vorurteilen und Stereotypen (vgl. Arndt 2006). Nicht zuletzt trägt ein White Washing des Islam zur Unsichtbarkeit Schwarzer Narrative bei (vgl. Briggs 2022). Und: Es existieren kaum Forschungen über Schwarze muslimische Lebensrealitäten in Deutschland. „Schwarz“, als soziale Konstruktion, steht deshalb in dieser Dissertation im Zentrum des Forschungsinteresses und wird als affirmative Selbst-Positionierung groß geschrieben.

Der Forschungszeitraum von insgesamt acht Jahren und die prozesshafte ethnografische Feldforschung ermöglichten es dieser Dissertation, drei westafrikanische Moscheevereine in Hamburg und 20 in Hamburg sozialisierte junge Erwachsene, die sich als Schwarz und muslimisch positionieren, in den verschiedensten Handlungsarenen und Lebensräumen zu begleiten und dadurch ein möglichst breites Spektrum ihrer Vereins- und Lebensrealitäten einzufangen.

Diese Arbeit analysiert systematisch, wie Fremdmarkierungen in der Verschränkung mit verschiedenen strukturellen Herrschafts- und Unterdrückungsverhältnissen (Othering) von den Jugendlichen und den erwachsenen Moscheevertreter:innen erlebt werden und welche Positionierungsfelder und Praktiken der Selbstermächtigung auf der Individuums- und Organisationsebene ausgehandelt werden (Acts of Citizenship).

Die Gesprächspartner:innen erzählen, wie sie ihren alltäglichen Raum wahrnehmen und wie dieser konzipiert ist, hier wird insbesondere das Konzept des Othering (vgl. Spivak 1985, Said 1978) relevant. Gleichzeitig wird der gelebte Raum auch zum produktiven und kreativen Handlungsraum, worin sich widerständige Acts of Citizenship (vgl. Isin/Nielsen 2008) zeigen. Die theoretische Perspektive auf lokale Aushandlungsprozesse ermöglicht die Analyse des Konzepts von (Staats-)Bürger:innenschaft als Praxis (vgl. Wagner 2016). So analysiert diese Arbeit Praktiken von Schwarzen Muslim.innen, mit denen sie sich selbst zu Bürger:innen erklären und entsprechende Rechte für sich in ihrer Stadt reklamieren.