Institutskolloquium

Vortrag von Olga Reznikova, Universität Zürich, Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft, Abteilung Populäre Kulturen:

Am Donnerstag, 27.10.2022 findet im Rahmen des Institutskolloquiums "Gewalt_losigkeit" folgender Vortrag statt:

Olga Reznikova: "Wie gefährlich ist Pazifismus? Gewaltlosigkeit und Relativierungen in den russländischen Protesten vor dem aktuellen Angriffskrieg"

Dr. Olga Reznikova, Kulturwissenschaftlerin, studierte am Institut für Judaistik (St. Petersburg) und an der LMU (München). Sie arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der LMU, der Georg-August-Universität Göttingen und aktuell an der Universität Zürich. 2021 promovierte sie in Göttingen zu Arbeiterbewegungen in der russländischen Gesellschaft. Weitere Forschungsschwerpunkte von ihr sind Anti-Tschetschenien-Rassismus, urbane Ethik, Antisemitismus und urbanes Leben in NYC.

Abstract:

Was bedeuten Gewalt und Gewaltlosigkeit in einer faschisierenden Gesellschaft?

Ausgehend von dem empirischen Material aus den verschiedenen Protesten der 2010er-Jahre in und um Moskau werden im Vortrag die Vorstellungen der Aktivist_innen über „Zivilgesellschaft“, „Sklaven“ und „friedliche Proteste“ analysiert. Die meisten russländischen Proteste tabuisieren nicht nur Gewalt als Mittel des Protests, sondern die Ablehnung von Revolution (als Utopie, als Praxis und auch als historisches Ereignis) bildet geradezu eine der Säulen des Putinismus, ist aber auch ein zentrales Element des Widerstands. Das führt unter anderem dazu, dass die tägliche Gewalt und die Ungerechtigkeit in der russländischen Gesellschaft relativiert werden. Es stellt sich unter anderem die Frage nach den Zusammenhängen zwischen der Tabuisierung von Gewalt und der Beschwörung des Pazifismus mit der gegenwärtigen Ideologie des Krieges und der zunehmenden Faschisierung der russländischen Gesellschaft.

Der Vortrag findet am Donnerstag, 27. Oktober 2022 um 17:00 Uhr am Institut für Europäische Ethnologie, Hanuschgasse 3, 1010 Wien, Seminarraum 1 statt.

Es gibt auch die Möglichkeit, online beizuwohnen: