Das Soziale infrastrukturieren: Öffentliche Büchereien und ihr transformatives Wandlungsvermögen angesichts urbaner Sparpolitiken (ILIT)

Infrastructuring the Social: Public Libraries and their Transformative Capacity in Austerity Urbanism (ILIT)

Das Soziale infrastrukturieren: Öffentliche Büchereien und ihr transformatives Wandlungsvermögen angesichts urbaner Sparpolitken (ILIT)

Öffentliche Büchereien kennen wir traditionell als Orte, die Information bieten und Wissen vermitteln. Aber Bibliotheken erfüllen auch andere Funktionen im städtischen Alltag: als Orte der Begegnung, des voneinander Lernens und Füreinander-Sorgens. Neben Nutzer*innen und Bibliothekar*innen werden auch städtische Verwaltung, Management und Entscheidungstragende zunehmend auf die umfassende soziale Rolle von Büchereien aufmerksam; zugleich sind Büchereien wie viele andere Einrichtungen vom allgemeinen Spardruck betroffen.

Das Projekt ‚Infrastructuring Public Libraries‘ (ILIT) untersucht in Österreich. Schweden und den Niederlanden, wie öffentliche Büchereien in sich rasch wandelnden Gesellschaften mit systemischen Herausforderungen wie Arbeitslosigkeit, Einsamkeit und Separierung unterschiedlicher sozialer Gruppen umgehen. Mit den Konzepten ‚infrastructuring‘ und ‚librarising‘ analysisert das Projekt die (in-)formellen Praktiken, mit denen Bibliothekar*innen, Nutzer*innen, gouvernementale Entscheidungsträger*innen und andere relevante Gruppen die öffentliche Bücherei als wichtige sozio-kulturelle Infrastruktur bereitstellen, performiv umsetzen und pflegen.

ILIT verfolgt das ambitionierte Ziel, Modi von community und damit verbundene Praktiken des sozialen Infrastrukturierens, wie sie in und durch öffentliche Büchereien bestärkt werden, gleichzeitig zu untersuchen und zu kultivieren. Methodisch kombiniert das interdisziplinäre Team Ethnographie, kritische Policy-Analyse und designbasierte Zugänge. Wissenschaftlerinnen aus Kulturwissenschaft/Europäische Ethnologie, Geographie, Bibliotheksstudien, Politikwissenschaft und Social Design entwickeln gemeinsam die partizipative Methodik der Koproduktion von Zines (=selbstgemachte MagaZine) weiter, in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Gruppen, die jede auf ihre Weise an Bibliotheksinfrastrukturen beteiligt sind.

ILIT will die institutionelle Unterstützung von Büchereien verbessern helfen, sie als Orte des Wissens, der Gemeinschaftlichkeit und des Sorge-Tragens stärken, und Community-Librarianship als treibenden Faktor in Richtung innovativer Kommunalentwicklung hervorheben. Diese Ausrichtung wird ergänzt durch die kritische Reflexion eines Trends, demzufolge unter Nutzung der Bibliotheksinfrastruktur der Abbau sozialstaatlicher Versorgung unter urbanem Spardruck ausgeglichen werden soll - allzuoft ohne dass zusätzliche Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.

ILIT wird mit 15 anderen Projekten im Rahmen von ERA-NET Cofund Urban Transformation Capacities (ENUCT) gefördert, für Wien ist der österreichische Wissenschaftsfonds (FWF) zuständig. Das Wiener Forschungsteam am Institut für Europäische Ethnologie besteht aus den Anthropologinnen Alexa Färber und Marion Hamm und der Social Designerin Alessia Scuderi, unterstützt von Partner_innen beim Verband Büchereien Wien. Internationale Partnerorganisationen sind die Region Skåne, das European Bureau der Library Information and Documentation Association (EBLIDA) sowie die Universität Lund (Schweden) und Radboud University (Niederlande), wo ILIT koordinatiert wird.

ILIT Webseite (im Aufbau): https://transforminglibraries.net

 

Forschende:

Alexa Färber | Marion Hamm | Alessia Scuderi

Funding

ERA-NET Cofund Urban Transformation Capacities

Projektdauer

1.5.2022 – 30.4.2025