Kulturinstitutionen und urbane Versprechen in Paris: Polarisierungen rekonstruieren, durchqueren und stören

Seit einigen Jahren beschäftige ich mich konzeptionell mit der Beziehung zwischen Stadt und Versprechen. Ich interessiere mich dafür, wie Versprechen in die Welt „kommen" und was sie bewirken - zum Teil auch, wie wir uns von ihnen befreien können. Ein Ansatzpunkt, um diesen Fragen aus Sicht der Stadt- und Wissensanthropologie empirisch nachzugehen, können städtische Kulturinstitutionen sein: Ihre Gründungen gehen auf bestimmte Interessen zurück, sie haben Erwartungen geweckt und damit verbundene Versprechen hervorgebracht.

Das Institut du monde arabe (IMA) in Paris materialisiert beispielsweise durch sein Gebäude das Versprechen von Modernität, seine Rolle innerhalb der Grands Projets in den 1980er Jahren steht für Stadttransformation, die Programmgestaltung artikuliert ständig neue Versprechen, „die“ arabische Welt zu repräsentieren. Indem ich die Geschichte des IMA seit seiner Projektion in den 1970er Jahren rekonstruiere, untersuche ich die historischen Bedingungen dieser „vielversprechenden Situationen“, die nur zum Teil kulturpolitischer Natur sind. Als zweite, jüngere und städtische Kulturinstitution untersuche ich das Institut des cultures d’islam (ici). Neben der Analyse von Dokumenten, Gesprächen und Interviews erarbeite ich die räumliche Erfahrung dieser und anderer städtischer Versprechens mit mobil(isierend)en ethnographischen Methoden der „itinéraires“. Diese ethnographischen Spaziergänge sind zum einen darauf ausgerichtet, die potenziellen Verbindungen zwischen dem IMA und dem ici zu ergehen, wie beispielsweise die polarisierte gesellschaftliche Stimmung. Sie schweifen aber auch ab und lassen Raum für die Kontingenz der städtischen Erfahrung. Diese unübersichtliche Situation zu erforschen, stellt die Grundlage dafür dar, die stabil instabile Bindungskraft von Versprechen zu befragen. (Seit 1998)

 

Team
Alexa Färber

Funding
divers

Projektdauer
seit 1998