Roma und Sinti darstellen: Fotografische Konstruktionen in Zeitungen und Zeitschriften der Zwischenkriegszeit 1918–1939/40
Eva Besnyö: Junge mit Cello, 1931
Keine europäische Minderheit stand in den Jahren den Zwischenkriegszeit stärker im Fokus der Fotografie als die Gruppe der Roma und Sinti. In vielen europäischen Ländern veröffentlichten illustrierte Zeitungen und Zeitschriften regelmäßig fotografische Bildberichte und Reportagen zum Thema. Die fotografischen Repräsentationen pendelten dabei zwischen stereotypen Formen der Idealisierung und – häufiger noch – Strategien der kulturellen, sozialen und rassistischen Ausgrenzung. Parallel dazu entstanden im Zuge der zivilen Emanzipationsbewegungen der Minderheit in einigen Ländern Roma-eigene Zeitschriften, die andere, selbstbewusstere Bilder entwarfen. Diese in der Forschung bislang wenig beachteten Quellen werden vom Fotohistoriker Anton Holzer am Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien erstmals systematisch untersucht.
Das vom FWF geförderte Forschungsprojekt eröffnet einen neuen, differenzierten Blick auf die Repräsentationsgeschichte der Roma und Sinti im 20. Jahrhundert. Es beschäftigt sich mit zentralen Fragen der historischen und gegenwärtigen europäischen Kultur: Wie werden kulturelle, soziale und ethnische Grenzziehungen gezogen und wie werden sie visuell dargestellt? Wer bestimmt in Bildern, Texten und medialen Diskursen darüber, wo und wie die Grenzen zwischen dem (behaupteten) „Eigenen“ und dem (vorgestellten) „Fremden“ gezogen werden? Das Projekt ist an der Schnittstelle mehrerer wissenschaftlicher Disziplinen angesiedelt ist, u.a. der Fotografie- und Mediengeschichte, der Sozial- und Kulturgeschichte, der Kunstgeschichte und der visuellen Anthropologie. Methodisch verbindet es avancierte kulturwissenschaftliche, fotohistorische und medienwissenschaftliche Instrumentarien und setzt diese für die Analyse eines transnationalen Quellenkorpus ein.
Leitung
Anton Holzer
Wissenschaftliche Begleitung
Alexa Färber
Funding
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
Projektnummer: 10.55776/PAT9468524
Projektdauer
Mai 2025 - April 2029