Textsorten im Studium

Im Zuge des Studiums werdet ihr eine Reihe von verschiedenen Arten von Texten schreiben. Jene, mit denen ihr im Studium regelmäßig arbeiten werdet, möchten wir hier knapp vorstellen.

 

Exzerpte

Die schon erwähnten Exzerpte (—> Kapitel „Schreiben“) sind Zusammenfassungen von Texten, die deren Thema, Fragestellung, Argumentationslinien und Schlussfolgerungen so wiedergeben, dass man sich im Nachhinein, idealerweise auch noch Jahre später, die wesentlichen Punkte eines Textes erschließen kann. Um auf Grundlage eines Exzerpts beispielsweise eine Seminararbeit schreiben zu können und dabei kein Plagiat (Fußnote: studienpraeses.univie.ac.at/infos-zum-studienrecht/wissenschaftliche-arbeiten/plagiat/ (Zugriff: 07.12.2020)) zu riskieren, ist es wichtig, sich die Seitenzahlen der einzelnen Aussagen zu notieren und wörtlich Übernommenes als Zitat zu kennzeichnen. Außerdem sollten die Inhalte des Textes klar von eigenen Einschätzungen und Kommentaren getrennt werden. Exzerpte lassen mit Blick auf ihr Format viele Möglichkeiten zu: Tabellen, Listen oder frei entwickelte Strukturen sind üblich, ebenso können Exzerpte in ganzen Sätzen, Satzteilen oder in Form von Stichpunkten mit Erläuterungen formuliert sein. Manchmal sind Exzerpte als Übung in Lehrveranstaltungen zu verfassen (das geforderte Format gilt es jeweils bei den Lehrveranstaltungsleiter:innen zu erfragen), in den allermeisten Fällen schreiben man und frau Exzerpte aber für sich selbst im Zuge einer umfassenderen Aufgabenstellung oder im Zuge der Erarbeitung von grundlegenden Texten des Faches, deren Inhalte langfristig gesichert werden sollten.

 

(Pro)Seminararbeiten

Nach verschiedenen kleiner dimensionierten Übungen werdet ihr im Studium bald Proseminar- und Seminararbeiten schreiben. Eine Seminararbeit ist grundsätzlich ein recht offenes Format, das unterschiedliche Behandlungsweisen eines Themas zulässt. Sie kann eine kleine empirische Forschung zur Grundlage haben, sie kann aber auch theoretisch oder fachgeschichtlich ausgerichtet sein. Aufgrund der möglichen Vielfalt von Seminararbeiten, solltet ihr euch gerade mit Blick auf die inhaltliche Ausrichtung an den Anforderungen der Lehrveranstaltung orientieren. Für alle Arten von Seminararbeiten gilt es aber ein paar formale Richtlinien zu beachten. Eine Seminararbeit verfügt über ein Deckblatt und ein Inhaltsverzeichnis und am Ende ein Verzeichnis der verwendeten Literatur sowie anderer verwendeter Quellen (z.B. Archivmaterial, Interviews etc.). Sie beginnt mit einer Einleitung, die einen ersten Einblick in Thema und Ziel der Arbeit und einen Überblick über ihren Aufbau gibt, und endet mit einem Schluss, der die wesentlichen Punkte zusammenfasst und Schlussfolgerungen formuliert. Die Struktur der Kapitel dazwischen ist recht frei, sollte das Thema aber in nachvollziehbarer Weise erarbeiten. In jedem Fall ist es dabei wichtig, die Fragestellung offenzulegen, Bezüge zu anderen wissenschaftlichen Arbeiten herzustellen und die Grundlagen für die eigene Argumentation schlüssig zu präsentieren

 

Abstracts

Abstracts sind knappe, systematische Zusammenfassungen entweder bereits formulierter Texte oder geplanter schriftlicher oder mündlicher Beiträge. Ein Abstract beschreibt nicht nur den Inhalt eines Textes oder Vortrags, sondern erklärt seine Bedeutung in einem wissenschaftlichen Forschungsbereich, erläutert die Fragestellung und die Grundlagen des Beitrags sowie (bei fertigen Beiträgen) die Ergebnisse und Schlussfolgerungen. In wissenschaftlichen Zeitschriften sind den einzelnen Artikeln häufig sehr knappe Abstracts im Umfang eines Absatzes vorangestellt. Sie erleichtern die Einschätzung der Relevanz eines Textes (—> Kapitel „Lesen“). Eine ähnliche Funktion haben Abstracts, wenn sie eine wissenschaftliche Abschlussarbeit begleiten. Dann dürfen sie etwas länger sein (ein bis zwei Seiten). Manchmal entstehen Abstracts aber auch vor der eigentlichen Arbeit. So ist man beispielsweise aufgefordert ein Abstract zu verfassen, wenn man sich mit einem Beitrag für eine Tagung bewirbt, und im Studium manchmal am Beginn einer Forschung oder Forschungsübung

 

Exposés

Das Exposé ist eine Skizze einer geplanten Forschung. So wie das Abstract ordnet es die Forschung in einem Forschungsfeld ein, es erläutert und argumentiert aber deutlich ausführlicher, wie die Forschung konzipiert ist, also beispielsweise mit welchen Methoden die Fragestellung bearbeitet werden soll. Die wesentlichen Unterschiede ergeben sich aus dem Raum, den die Ausführungen einnehmen. Das Abstract bleibt, auch wenn es als in die Zukunft gerichtetes Abstract mehr als einen Absatz umfassen darf, ein sehr knapper Abriss eines Forschungsbeitrags. Das Exposé lässt mehr Raum für Argumentation und Erklärung. Dementsprechend ist auch der Umgang mit Forschungsliteratur ein anderer. Während das Abstract ohne bzw. mit sehr wenigen Belegen auskommt, kann und soll das Exposé das geplante Vorgehen mit nachvollziehbaren Bezügen zu bereits vorhandenen Publikationen erläutern.

 

Präsentationen und ihre Begleittexte

Neben vielen schriftlichen Darstellungsformen wissenschaftlicher Arbeit in unterschiedlichen Stadien sind auch mündliche Präsentationen im Studium ein üblicher Weg, um die Auseinandersetzung mit und Erarbeitung von wissenschaftlichen Beiträgen zu vermitteln. Zumeist sind dies Referate in Lehrveranstaltungen, gerade im fortgeschrittenen Bachelor- oder Master-Studium möglicherweise aber auch Präsentationen vor einer breiteren Öffentlichkeit wie ein Vortrag im Rahmen einer wissenschaftlichen Veranstaltung. All diese mündlichen Formate werden von einer Reihe schriftlicher Textformen begleitet.

Jeder Vortrag benötigt zunächst einmal Vortragsnotizen. Im Institutskolloquium werdet ihr vielleicht hören, dass fertig ausformulierte Vorträge vorgelesen werden. Das ist eine Möglichkeit, die in unserem Fach durchaus üblich ist, allerdings ist es dann besonders wichtig, dass die Formulierungen sich an der gesprochenen Sprache und nicht an der Schriftsprache orientieren. Auch bietet es sich an, ein solches ausformuliertes Vortragsskript möglichst übersichtlich zu gestalten (durch Absätze, Fettdruck, Markierungen oder Ähnliches), damit man zwischendurch ins Publikum schauen oder frei gesprochene Erläuterungen vornehmen kann, ohne den Faden zu verlieren. Für die Zuhörer und Zuhörerinnen ist es in der Regel leichter, einem Vortrag zu folgen, wenn frei gesprochen und vielleicht intensiver mit dem Publikum interagiert wird. Notizen braucht man trotzdem, weil auch eine frei vorgetragene Präsentation sich an einer Argumentationslinie orientiert, die man sich im Vorfeld überlegt. Ob man diese Notizen handschriftlich oder gedruckt auf Papier, auf Karteikarten oder direkt in einer Power-Point-Präsentation erstellt, unterliegt persönlichen Vorlieben, ebenso wie die Frage, wie detailliert man diese Notizen anlegt. Wichtig ist, dass sie einen möglichst freien, aber dennoch flüssigen und nachvollziehbaren Vortrag unterstützen.

Häufig werden Referate und Vorträge von Multimedialen Präsentationen (z.B. Powerpoint) begleitet. Das kann hilfreich sein, ist aber nicht grundsätzlich verpflichtend und auch nicht für jede Art von Vortrag sinnvoll. Die Power-Point-Präsentation kann verschiedene Funktionen übernehmen: Sie kann die Struktur des Vortrags unterstützen, sie kann die wesentlichen Inhalte und Schlussfolgerungen festhalten, sie kann Inhalte veranschaulichen (beispielsweise durch Bilder, Videos oder Zitate), oder – meistens – eine Kombination aus alledem sein. Wichtig ist, dass die Power-Point-Präsentation den Vortrag unterstützt und nicht zur Konkurrenz für den Vortrag wird. Demnach ist auch hier Übersichtlichkeit ein zentrales Kriterium. Das Publikum sollte nicht damit beschäftigt sein, ausführliche Power-Point-Folien zu lesen anstatt dem Vortrag zuzuhören.

Bei Referaten im Studium wird außerdem oft ein Thesenpapier oder ein Handout verlangt[1]. Dieses hält die wichtigsten Aussagen des Vortrags in übersichtlicher und kompakter Form fest. Es dient als Orientierungshilfe während des Vortrags (wobei diese Funktion inzwischen häufig von der Power-Point-Präsentation übernommen wird), es bietet Raum für Notizen und soll schließlich auch längerfristig die Erinnerung an den Vortrag unterstützen. Aus diesen Funktionen ergeben sich auch die formalen Anforderungen: Das Thesenpapier oder Handout soll den Namen des oder der Vortragenden, den Titel des Vortrags und den Vortragskontext (z.B. Titel und Datum der Lehrveranstaltung) enthalten, soweit ausformuliert sein, dass die Aussagen auch aus größerer zeitlicher Distanz verständlich sind, aber doch so kompakt und übersichtlich sein, dass es ein schnelles Erfassen der Struktur des Vortrags ermöglicht und Platz für Notizen bietet, d.h. konkret nicht länger als 1-2 Seiten ist, mit Strukturelementen und eher in Stichpunkten als in ausformulierten Sätzen. Am Ende kann es, falls sinnvoll, noch auf zentrale weiterführende Literatur verweisen.

(Ana Rogojanu)

 

Weiterführende Literatur:

Birgit Huemer, Markus Rheindorf, Helmut Gruber: Abstract, Exposé und Förderantrag. Eine Schreibanleitung für Studierende und junge Forschende. Wien u.a. 2012.

—> Ein differenzierter Überblick über die wesentlichen Merkmale sowie die mögliche Bandbreite von Abstracts und Exposés, mit vielen Beispielen aus den Sozial-, Sprach- und Naturwissenschaften.

 

Anhänge:

Exzerpttabelle: Hierbei handelt es sich um eine Formatvorlage für das Erstellen eines Exzerpts, das der Linearität des Textes folgt. Sie ist beliebig erweiterbar, beispielsweise um Spalten für eigene Kommentare oder Ähnliches. Die unten vorgeschlagene „komprimierte Zusammenfassung“ des Textes in einem kurzen Absatz ist keineswegs verpflichtender Bestandteil eines jeden Exzerpts, oftmals aber für die weitere Arbeit hilfreich.

Tabelle zur Textanalyse: Diese eignet sich für eine stärker abstrahierende Aufbereitung eines gelesenen Textes, weil sie dazu auffordert, den Text entlang bestimmter analytischer Linien zu betrachten. Dies kann besonders hilfreich sein, wenn man beispielsweise verschiedene Positionen in einer Fachdiskussion herausarbeiten möchte, weil dadurch die Einordnung der Texte in ihrem Entstehungskontext und Bezüge der Texte zueinander leichter sichtbar gemacht werden können.

Diese beiden Tabellen sind als mögliche Arbeitshilfen zu sehen, es gibt aber zahlreiche andere Möglichkeiten, ein Exzerpt zu erstellen.

 

 

 

 


[1] Zuweilen wird zwischen dem Handout, das sich streng an der Struktur des Vortrags orientiert, und dem Thesenpapier, das die wesentlichen Thesen pointiert zusammenfasst, unterschieden, oft sind diese beiden Textformen aber auch deckungsgleich. Ob es sinnvoll ist, mehr in die eine oder in die andere Richtung zu gehen, hängt von der Art des Vortrags und den sonst genutzten Medien ab, sollte aber jedenfalls auch mit der Lehrveranstaltungsleitung im Vorfeld besprochen werden.